Mittwoch, 28. März 2018

Osteoporose bei Männern


Osteoporose ist kein Problem, das traditionell Frauen im fortgeschrittenen Alter betrifft. Auch Männer, Kinder und Heranwachsende können gravierende Probleme mit ihrem Knochenstoffwechsel haben und eine Osteoporose entwickeln. Verzögerungen in Diagnostik und Therapie sind leider nicht selten, weil auch viele Mediziner bei Osteoporose immer noch an eine Frauenkrankheit denken.
  • 20% aller Osteoporose-Fälle betreffen das männliche Geschlecht
  • da Männer keine Menopause haben und somit der abrupte Abfall des Östrogen-Spiegels ausbleibt setzen osteoporosetypische Veränderungen der Knochenstoffwechsels später ein; ab dem 65. Lebensjahr büßen Männer jedoch genauso viel an Knochenmasse und -qualität ein wie Frauen
  • ab dem 50. Lebensjahr haben 3 bis 7% aller Männer eine Osteoporose, 20 bis 35% eine Osteopenie
  • einer von vier Männern über 50 Jahren erleidet wenigstens eine osteoporotisch bedingte Fraktur

Todesfälle durch Osteoporose bei Männern häufiger
Obwohl Männer als Heranwachsende eine höhere Knochendichte aufweisen als gleichaltrige junge Frauen, entwickeln dennoch rund 20% eine Osteoporose, die bei bis zu 7% aller über 50-Jährigen eine Hüftfraktur verursacht. Todesfälle durch direkte und indirekte Folgen der osteoporotischen Hüftfrakturen sind bei Männern allerdings fast doppelt so häufig wie bei Frauen!


Frauen
Männer
Max. Knochendichte

10-12% höher als bei Frauen
Risiko Hüftfraktur
17%
7%
Todesfälle durch Hüftfraktur
17%
     31%  (!)
Vorkommen Hüftfraktur weltweit
70%
30%


Warum Männer seltener Hüftfrakturen erleiden
Die Gründe für die geringe Anzahl von (Hüft-)Frakturen bei Männern sind vielfältig. Zum einen ist sie auf die generell höhere Knochendichte bei Männern zurückzuführen. Eine wichtige Rolle spielt aber auch der rasche Verlust von Knochenmasse durch Einsetzen der Menopause bei der Frau und dem damit verbunden abrupten Abfall der Östrogen-Konzentration im Blut. Ein derartiges Phänomen existiert bei Männern nicht, vielmehr nimmt die Konzentration von Testosteron ab dem 50. Lebensjahr nur langsam um etwa 1,6% pro Jahr ab. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die kürzere Lebenserwartung der Männer: der größte Risikofaktor für Hüftfrakturen ist das Alter! Die Knochendichte wird aber nicht nur durch Geschlecht und Alter bestimmt, sondern sehr wesentlich auch durch das Ausmaß körperlicher Aktivität. Während Männer in der Jugend und auch im späteren Erwachsenenalter vermehrt körperlich gefordert sind durch Sport und Beruf, weisen weniger trainierte Frauen im höheren Lebensalter viel häufiger osteoporotische Frakturen auf und stürzen auch häufiger als Männer.


Freitag, 11. Januar 2013

Wenn Knochen wie Glas zerbrechen - Osteogenesis imperfecta

Bei einer schweren Osteoporose im Kindesalter muss an die Osteogenesis imperfecta gedacht werden, bei der die Knochen wie Glas zerbrechen können. Es handelt sich hierbei um eine Erbkrankheit, bei der durch eine Veränderung im Erbgut ein bestimmtes Kollagen nicht mehr einwandfrei im Körper hergestellt werden kann. Da dieses Kollagen u.a. für die Knochenbildung benötigt wird, resultiert ein Verlust an Knochenstabilität, in deren Folge häufig Knochenbrüche entstehen, die letztendlich zu Deformierungen und Behinderungen führen können.

Die Veränderung im Erbgut ist vererblich, d. h. leidet ein Elternteil an der Osteogenesis imperfecta liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Abkömmling ebenfalls daran leidet, bei 50%. Aber auch wenn beide Eltern gesund sind, ist das Auftreten der Osteogenesis imperfecta durch eine zufällig aufgetretene Mutation im Erbgut des Kindes möglich. Die Häufigkeit der Erkrankung wird auf 4 – 7 Fälle pro 100.000 Einwohner geschätzt, sodass man in Deutschland von 2.500 – 4.500 Betroffenen ausgehen muss.

Das Hauptmerkmal der Osteogenesis imperfecta ist die abnorm hohe Knochenbrüchigkeit, wodurch der Name Glasknochenkrankheit zu erklären ist. Es gibt Betroffene, die im Laufe ihres Lebens mehrere Hundert Knochenbrüche erleiden. Die Zahl der Knochenbrüche steigt insbesondere dann, wenn die Kinder erwachsen werden oder aber, wenn Frauen mit Osteogenesis imperfecta in die Wechseljahre kommen.

Neben der extremen Knochenbrüchigkeit  können noch eine ganze Reihe weiterer Symptome auftreten:
  • Blaue Skleren (das „Weiße“ der Augäpfel ist blau verfärbt)
  • Schwerhörigkeit/Taubheit
  • Kleinwuchs
  • Verbiegung der Wirbelsäule und weitere Deformierungen des Skeletts
  • Überdehnbare Gelenke
  • Muskelschwäche
  • Zahnveränderungen
  • Herzklappenfehler
  • Neigung zu Leistenbrüchen
  • Kurzsichtigkeit
  • Weite Fontanellen und weiche Schädelknochen
  • Nierensteine
  • Überschießende Bildung minderwertigen Knochenmaterials an Bruchstellen


Typische blaue Skleren 
                                                                                         

Geistige Behinderungen treten im Rahmen einer Osteogenesis imperfecta nicht auf!

Nicht jeder Osteogenesis imperfecta-Betroffene bietet immer das Vollbild der Erkrankung. So gibt es durchaus milde Verlaufsformen, die die Lebensqualität der Betroffenen kaum beeinträchtigen und oft nicht als Osteogenesis imperfecta erkannt werden. 

Neben der Versorgung der Knochenbrüche ist die Therapie der Wahl heutzutage die möglichst frühzeitige Behandlung mit modernen Osteoporose-Medikamenten wie beispielsweise den Bisphosphonaten. Im Kindesalter verabreicht führen sie zu einer beachtenswerten Besserung des Krankheitsbildes:
  • Zunahme der Knochendichte
  • Verbesserung der Knochenqualität
  • Abnahme der Knochenschmerzen
  • Abnahme der Knochenbrüche
  • Zunahme der Mobilität der Betroffenen

                                                                                     

    Korrekt durchgeführt wird die Behandlung mit Bisphosphonaten im Kindesalter gut vertragen. Nebenwirkungen wie Wachstumsstörungen, Mineralisationsstörungen und weitere langfristige Nebenwirkungen sind bis heute nicht bekannt. Zusätzlich sollten die Kinder ausreichend mit Vitamin D und Kalzium versorgt werden. Eine intensive Physiotherapie ist ebenfalls erforderlich: Starke Muskeln bedeuten starke Knochen.

    Hier noch ein Video-Clip:


    Freddy from R73 on Vimeo.