Freitag, 18. März 2011

Immunglobuline - neue Therapie-Option bei Morbus Sudeck?

Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS Typ I, früher Morbus Sudeck genannt) ist eine Erkrankung des autonomen Nervensystems, die nach Verletzungen auftreten  und zu einer Gebrauchseinschränkung der betroffenen Extremität verbunden mit intensiven Schmerzen führen kann. In vielen Fällen ist die Hand nach einem Handgelenksbruch betroffen. Das Syndrom kann chronisch werden, die Therapie in manchen Fällen nicht befriedigend und/oder mit hohen Nebenwirkungen verbunden.

Ausführliche Informationen zu diesem Krankheitsbild finden Sie hier:
 


Auch wenn das Krankheitsbild bereits im 19.Jahrhundert beschrieben wurde ist die Ursache noch weitestgehend unbekannt. Die jüngste Hypothese beschäftigt sich mit der Annahme, dass das CPRS eine Erkrankung des Immunsystems sei. Noch gibt es relativ wenige Studien zu diesem Thema, und die Ergebnisse sind teilweise kontrovers. Die schon länger therapeutisch wirksam Gabe von Medikamenten, die auf das Immunsystem einwirken wie Kortison, spricht für diese Theorie.

Bereits in der Vergangenheit hat es Versuche gegeben, Patienten, die unter stärksten Schmerzen litten und somit eine erhebliche Einbuße an Lebensqualität hinnehmen mussten, mit Immunglobulinen zu behandeln. Eine Londoner Schmerzarbeitsgruppe hat nun eine Studie hierzu veröffentlicht, die allerdings nur an einem kleinen Patientenkollektiv durchgeführt worden ist, dennoch aber eine lohnenswerte Therapie-Option für Patienten ist, bei denen herkömmliche Behandlungen erfolglos sind.

In die Studie aufgenommen wurden 13 Patienten, bei denen das CRPS  länger als 6 Monate bestand und die auf Standardtherapien nicht ansprachen. Die Patienten wurden entweder mit 0,5 mg Immunglobuline pro kg Körpergewicht intravenös behandelt oder erhielten als Kontrollgruppe ein sog. Placebo, das heißt ein i.v. Präparat, das keinen Wirkstoff enthielt. Um eine Verfälschung der Studienergebnisse durch die Erwartungshaltung der Patienten zu verhindern, wusste kein Patient, ob er zur Immunglobulin- oder Kontrollgruppe gehörte.  Sowohl vor, während und nach der Behandlung wurden die Patienten nach der Schmerzintensität befragt: in den Immunglobulingruppe nahm die Schmerzintensität ab, bei einigen sogar um 50%.

Auch wenn es sich bei der Studie nur um ein kleines Patientenkollektiv handelt, kann bei chronischen Verläufen mit stärkster Beeinträchtigung der Lebensqualität der Einsatz von Immunglobulinen ein Versuch wert sein.