Freitag, 1. April 2011

Osteoporose durch Schilddrüsenhormone

Unsere Schilddrüse ist eine der wichtigsten Drüsen in unserem Körper und kontrolliert den Stoffwechsel. Werden zu wenige Schilddrüsenhormone gebildet spricht man von einer Hypothyreose, was u.a. Gewichtszunahme, Adynamie, Haarausfall und permanentes Frösteln zur Folge hat. Produziert die Schilddrüse zu viel an Hormonen nennt man das Hyperthyreose und der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren: Herzrasen, Gewichtsverlust, Schlafstörungen, Zittern und übermäßiges Schwitzen sind typisch. Dabei ist es unerheblich, ob die Schilddrüsenhormone vom Körper selbst gebildet oder aber als Medikament von außen zugeführt werden.


Häufig werden Schilddrüsenhormone in zu hoher Dosierung eingenommen, sei es weil der Hormonspiegel im Blut nicht regelmäßig kontrolliert  und so verpasst wird, die Dosierung nach unten zu korrigieren oder aber auch, weil der Patient eine Reduzierung nicht wünscht, denn eine Dosis-Reduktion kann das Wohlbefinden beeinträchtigen und zu unerwünschter Gewichtszunahme führen. So ist es beispielsweise in den USA nicht unüblich, Schilddrüsenhormone bewusst in überhöhter Dosis zu nehmen, um damit Gewichtsproblemen aus dem Weg zu gehen.

Schilddrüsenhormone kurbeln aber auch den Knochenstoffwechsel an. Sowohl die knochenabbauenden Osteoklasten als auch die knochenaufbauenden Osteoblasten werden aktiviert. Patientinnen mit Hyperthyreose haben häufig eine  erhöhte Calcium-Ausscheidung als Hinweis auf den erhöhten Knochenabbau; auch andere Knochenabbauprodukte werden vermehrt mit dem Urin ausgeschieden (Pyridinolin, Kollagen-Peptide)). Umgekehrt findet man bei der Hyperthyreose laborchemisch auch Stoffwechselprodukte, die auf die Aktivierung der Osteoblasten hinweisen (erhöhtes Osteocalcin und erhöhte Knochenphosphatase). Da aber der Knochenabbau wesentlich schneller erfolgt als der Knochenaufbau ist die Bilanz negativ, letztlich geht mehr Knochenmasse verloren als neue gebildet wird. 

Bei der Ursachen-Abklärung einer Osteoporose sollte also immer auch ein „Schilddrüsen-Check“ erfolgen, um eine Überfunktion auszuschließen. Werden Schilddrüsenhormone eingenommen, muss die Dosierung regelmäßig überprüft werden, um unnötige Überdosierungen rechtzeitig zu erkennen.

Wichtig bei der Behandlung einer schilddrüsenhormon-induzierten Osteoporose ist die Beseitigung der Schilddrüsenfunktionsstörung durch Medikamente, Operation oder Radiojodtherapie. Ungefähr einen Monat nach Normalisierung der Schilddrüsenfunktion sinken die erhöhten Werte für Osteocalcin und Knochenabbauprodukte ab und nach ca. 4 Monaten sinkt auch die alkalische Phosphatase.
   
 
Kleiner Tipp:

Nehmen Sie regelmäßig Schilddrüsenhormone zu sich und wollen Ihren Knochen zuliebe zusätzlich Calcium schlucken? Dann sollten Sie folgendes beachten:

Schilddrüsenhormone und Calcium-Präparate sollte man nicht gleichzeitig oder kurz hintereinander einnehmen, weil Calcium die Aufnahme der Hormone beeinträchtigen kann. Es ist sinnvoll, Schilddrüsenhormone morgens und Calcium am Abend zu sich zu nehmen. Das gilt auch für Fruchtsäfte, die „extra viel“ Calcium enthalten!