CRP-Molekül |
Chronisch entzündliche Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa usw. gehen langfristig mit einem deutlich erhöhten Osteoporose-Risiko einher. Doch nur zum Teil dürfte das Osteoporose-Risiko durch die bei diesen Erkrankungen eingesetzten Medikamente wie beispielsweise Glukokortikoide erhöht werden.
Bereits seit Jahren gibt es Hinweise, dass möglicherweise „proinflammatorische Zytokine“ eine wesentliche Rolle bei der Osteoporose-Entstehung spielen.
Proinflammatorische Zytokine vermitteln Signalmechanismen, die zu Beginn einer entzündlichen Reaktion Abwehrzellen (z.B. Lymphozyten, Monozyten oder Granulozyten) an den Ort des immunologischen Geschehens leiten. Die Zellen gelangen so zu den Entzündungsherden im Gewebe, wo sie ihre entzündungshemmende Aktivität ausüben. Eine verminderte Bildung von Zytokinen kann sich in Anfälligkeiten gegen bakterielle Infekte spiegeln. Werden dagegen vermehrt proinflammatorische Zytokine ausgeschüttet, können chronische Entzündungen auftreten. Gerade bei rheumatischen Erkrankungen kommt es unter dem Einfluss proinflammatorischer Zytokine zur Entwicklung von Gelenkentzündungen. Es liegen bereits experimentelle Ergebnisse vor, wonach einige Zytokine zu einer vermehrten Bildung von Osteoklasten führen und damit den Abbau von Knochensubstanz stimulieren.
Doch auch ohne erkennbare Grunderkrankung kann es bei erhöhten Entzündungsmarkern in Körper zum Knochenabbau kommen. Bekanntestes Beispiel ist das C-reaktive Protein (CRP). Das CRP gehört zu den Proteinen, die bei entzündlich-infektiösen Erkrankungen im Blut ansteigen. Es ist auch bei gesunden Menschen in geringer Menge im Blut vorhanden. Als normal gelten bei Erwachsenen Werte bis 10 mg/l (Milligramm pro Liter) oder 1 mg/dl (Milligramm pro Deziliter).
Bereits 2006 konnte nachgewiesen werden, dass Menschen mit einem CRP zwischen 1,09 und 2,52 mg/dl ein 2,6fach höheres Risiko für osteoporotische Knochenbrüche haben als Menschen mit einem CRP von unter 1,09 mg/l. Bei Menschen mit einem CRP von über 2,52 mg/dl stieg das Frakturrisiko sogar um das Achtfache.
Störungen des Immunsystems und Osteoporose sind somit wesentlich stärker miteinander verknüpft als noch vor wenigen Jahren gedacht. Die sog. Osteoimmunologie wird in Zukunft neue Einblicke in diese Wechselwirkungen geben und auch neue therapeutische Perspektiven eröffnen können.