Heparin gehört zur großen Gruppe der gerinnungshemmenden Medikamente, die immer dann verordnet werden, wenn die Gefahr von Thromboembolien besteht. Nach Operationen oder Unfällen wird häufig Heparin in Form von täglichen „Thrombosespritzen“ gegeben, da die Dauer der Gerinnungshemmung in aller Regel nur über einen kurzen Zeitraum nötig ist. Sollte der gerinnungshemmende Effekt aber über einen längeren Zeitraum erforderlich sein, Monate oder sogar Jahre, erhält der Patient sein gerinnungshemmendes Medikament in Tabletten-Form. Das hierzulande bekannteste gerinnungshemmende Medikament in Tabletten-Form ist das Marcumar®, das keinen nennenswert negativen Effekt auf unseren Knochenstoffwechsel hat.
Allerdings darf Marcumar® nicht jedem Patienten verordnet werden. Schwangere beispielsweise dürfen kein Marcumar® einnehmen, da es den Fötus schädigen kann, so dass bei erforderlicher Gerinnungshemmung wieder Heparinspritzen gegeben werden. Die Langzeitgabe von Heparin kann sich jedoch je nach Präparat auf den Knochenstoffwechsel auswirken, wobei der Wirkmechanismus nicht ganz klar ist. Es existieren Hinweise, dass unfraktionierte Heparine (unfraktioniert bezieht sich auf die chemische Aufbereitung des Heparins) die knochenabbauenden Osteoklasten stimuliert und die Knochenneubildung hemmt. Man spricht auch von einer „Heparin-Osteoporose“, die erstmals 1965 beschrieben wurde. Obwohl bei der Heparin-Osteoporose vermehrt Rippen- und Wirbelkörperbrüche auftreten - nach 5 Monaten Heparingabe erleiden ca. 15% der Schwangeren Frakturen - findet man in diesen Fällen merkwürdigerweise keine Abnahme der Knochendichte, so dass augenscheinlich die Knochenqualität durch die Langzeitgabe von unfraktioniertem Heparin leidet.
Heutzutage werden fast ausschließlich niedermolekulare Heparine eingesetzt, strenggenommen Abkömmlinge der unfraktionierten Heparine, deren Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel deutlich milder ausfallen, hier beträgt die Frakturrate nach 5 Monaten nur 2,5%.