Samstag, 18. Juni 2011

Osteoporose durch chronische Nierenerkrankungen

Die Niere erfüllt wichtige Aufgaben im Knochenstoffwechsel und reguliert, wie viel Calcium und Phosphat mit dem Urin ausgeschieden werden. Dazu benötigt sie zwei Hormone: das in den Nebenschilddrüsen gebildete Parathormon und aktives Vitamin D, das als Vitamin D3 bezeichnet wird. Beide Hormone wirken regulierend auf unseren Knochenstoffwechsel und steuern im Darm die Aufnahme von Calcium und Phosphat. Das aktive Vitamin D3 wird durch ein bestimmtes Enzym - die 1-Alpha-Hydroxylase - in der Niere gebildet. Ist die Nierenfunktion gestört, nimmt auch die Konzentration der Hydroxylase ab, wodurch zwangsläufig die Menge an aktivem Vitamin D zurückgeht. 


Renale Osteopathie bei Dialyse-Patienten
Bei chronischen Nierenerkrankungen führt die Senkung des Vitamin- D3-Spiegels zu einem Abfall des Calcium- und Phosphat-Spiegels in unserem Blut. Das ist wiederum das Signal für die Nebenschilddrüse, die Parathormon-Ausschüttung zu erhöhen. Das Parathormon mobilisiert Calcium und Phosphat aus dem Knochen, die Spiegel im Blut steigen wieder an. Besteht dieser Zustand länger, kommt es zum verstärkten Knochenabbau. Besonders betroffen sind Patienten, deren Nierenfunktion völlig zum Erliegen gekommen ist und die dialysepflichtig werden. Nach langjähriger Dialysebehandlung kann das Ungleichgewicht im Calcium- und Phosphor-Haushalt zu einer chronischen Überfunktion der Nebenschilddrüsen führen, Hyperparathyreoidismus, wodurch es zu einer komplexen Knochenerkrankung kommt, die man als renale Osteodystrophie oder Osteopathie bezeichnet. Klinisch bestehen Knochen- und Gelenkschmerzen, Schwellungen und Deformationen häufig zusammen mit Muskelschwäche, Muskelatrophie und erhöhter Knochenbrüchigkeit. Kalkablagerungen im Bereich der Schultergelenke, Ellenbogen, Knie, Zehen und Fingergelenke verursachen starke Schmerzen, welche die Bewegung einschränken und die Lebensqualität der betroffenen Patienten beeinträchtigen.

Nierentransplantation
Die renale Osteodystrophie bildet sich nach erfolgreicher Nierentransplantation häufig zurück: die neue Niere scheidet wieder Phosphat aus und produziert auch wieder aktives Vitamin D3, wodurch sich die Überfunktion des Nebenschilddrüse normalisiert. Der Knochenstoffwechsel Nierentransplantierter ist dann jedoch einer anderen Gefahr ausgesetzt: in der ersten Zeit nach der Transplantation sind in der Regel hohe Dosen an Cortison erforderlich, um eine Abstoßung der neuen Niere zu verhindern. Bekanntermaßen ist der cortisonbedingte Verlust an Knochenmasse im ersten halben Jahr nach der Transplantation am größten. Daher erhalten frisch Nierentransplantierte für gewöhnlich Osteoporose-Medikamente (Bisphosphonate) zusätzlich zur Gabe von aktivem Vitamin D3.